Dienstag, 12. April 2016

Warum's nicht immer GLÜCK sein kann


Ich glaube, ich habe noch nie solange gezögert meinen virtuellen Stift in die Hand zu nehmen, um ein paar Worte wie Konfetti in die Luft zu werfen, damit ihr euch an ihren schillernden Farben erfreuen könnt. Für gewöhnlich ist mein Letterkonfetti dann auch so bunt und beflügelnd, dass ich euch damit immer ein Lächeln auf die Lippen zaubere. Was aber, wenn es statt farbenfrohen Partyfitzelchen plötzlich richtige Regentropfen sind, die sich kühl und nass auf eure Schultern legen - also geradezu unangenehm sind? 

Ihr versteht also, warum ich versucht habe diese Thematik so lange es geht vor mich hinzuschieben, auch wenn wir diese Zeiten alle kennen, in denen wir vielleicht nicht mit einem breiten Dauergrinsen durch die Gegend hüpfen und selbst unschuldigen Passanten am liebsten gleich mit einem übermutigen "Das Leben ist schön!" in die Arme springen würden. Okay ... also ... so schwer es mir auch fällt, aber irgendwann muss ich doch auch mal über das UnGLÜCK sprechen, oder? Aber ist euch etwas aufgefallen? Selbst im Wort UnGLÜCK steckt noch GLÜCK und ich möchte euch im Folgenden verraten, was genau es damit auf sich hat - denn echte GLÜCKSpilze tanzen auch im Regen und nicht nur unter bunten Konfettiwolken!

Meine GLÜCKSmama hat mir das mal so erklärt - auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht etwas schräg klingen mag - aber stellt euch doch einfach mal vor, dass ihr in Wirklichkeit eigentlich gar nicht eine, sondern zwei Personen seid. Ja ich weiß - schräg! Aber ich habe euch ja gewarnt! Und ich verspreche euch, dass ihr, wenn ihr jetzt bei mir bleibt, etwas Großartiges gewinnen könnt, das nicht mehr und nicht weniger als pures ... na? Natürlich GLÜCK ist! 

Zwei Personen also. Die eine davon kennt ihr schon, sie ist das liebenswerte Wesen, mit dem ihr euch tagtäglich auseinandersetzt und von dem ihr bis jetzt wahrscheinlich gedacht habt, dass es ganz allein mit seinen Sorgen und Ängsten ist - und die andere Person? Die möchte ich euch jetzt gerne vorstellen. 

Tatsächlich schleicht sie sich allerdings stets mit einem erhobenen Zeigefinger heran, um euch zu picksen - und zwar dort, wo es weh tut, sehr weh! Das macht sie nicht etwa, um euch eins auszuwischen, sondern vielmehr, um euch darauf aufmerksam zu machen, dass ihr auf dem Fluss eures Lebens gerade fleißig in die falsche Richtung paddelt. 

Klar, das heißt nicht, dass das nicht nervig ist und dass einige unter uns für dieses zweite Ich wahrscheinlich auch nicht unbedingt die größte Sympathie hegen. Denn wenn uns Dinge passieren, die uns nicht gefallen, die uns gar traurig machen, dann ist sie dafür verantwortlich, um uns das klar und deutlich ins Gesicht zu schreien: "Das ist nicht das, was du willst!" Und zwar gefühlte 100000 Mal - bis wir es endlich verstanden haben. Sie bringt uns zum Weinen, vielleicht werden wir auch mal heimlich in unser Kissen boxen oder in Endlosschleife und ohne ersichtliche Orientierung durch die Straßen rennen, wobei die Laufschuhe und die sportliche Kleidung ein Alibi dafür sind, dass wir ja eigentlich nur "ein paar Kalorien verbrennen wollen" wenn es doch eigentlich unsere Wut ist, die endlich verschwinden soll. Und so sehr diese zweite Person - nennen wir sie Trübe Trude - uns auch auf den Wecker geht, sollten wir uns dringend daran machen uns mit ihr anzufreunden, denn das ist der einzig mögliche Weg sie loszuwerden! 

Trübe Trude ist die nörgelnde kleine Schwester, die einen Hang dazu hat uns auf jede möglichst schmerzhafte Art und Weise darauf aufmerksam zu machen was nicht passt, damit wir dadurch nur umso deutlicher erkennen können, was uns wirklich GLÜCKlich macht. Und meistens macht sich die Trübe Trude durch negative Gedanken und Emotionen bemerkbar - diese sind ihre Alltagskleidung. Wenn Trude allerdings besonders gemein ist, steckt sie uns sogar mit einer fiesen Grippe an oder lässt es unseren Körper durch Appetitlosigkeit und andere unfeine Merkmale wissen, dass wir nicht "brav" gewesen sind und uns als unangenehmes Resultat in eine Richtung bewegen, die wir nicht wollen, was uns wiederum physische wie psychische Schmerzen bereiten kann. 

Ihr fragt euch vielleicht, warum ich das gerade mit so einer Distanz sehe - weil ja auch eine Trübe Trude ein Teil von uns ist. In der Tat ist sie das irgendwie, aber sie ist trotzdem nicht Teil unseres eigentlichen, größeren, wundervollen Ichs, dass einfach nur GLÜCKlich sein möchte. Und trotzdem ist Trude unfassbar wichtig, weil wir durch sie erst wirklich erkennen, was wir tatsächlich wollen, indem sie uns so vehement klar macht, was wir eben NICHT wollen. Eigentlich sollten wir ihr danken, denn ihren Job macht sie immer gründlich und sie wird uns so lange darauf aufmerksam machen, dass wir unGLÜCKlich sind, bis wir uns bewusst dafür entscheiden es nicht mehr zu sein. 

Anfreunden mit Trude? Das wäre eigentlich fast nicht genug, ich setzte noch eine Schippe drauf: Wir sollten sie LIEBEN! Und weil sie unsere kleine Schwester ist, kann das doch gar nicht so schwer sein, oder? Okay, ich sehe in dieser Sekunde einige ungläubig die Augen rollen und denken "Wie kann ich bitte anfangen etwas zu lieben, dass mich so auf die Palme bringt?" 

Die Antwort ist simpel: Wir können sie erst dann wirklich loslassen, wenn wir ihr gegenüber keinen Groll mehr empfinden, weil wir Trude für gewöhnlich nicht mögen, wenn sie die Oberhand gewinnt. Wenn wir sie aber lieben könnten, dann würde uns ihre Anwesenheit kein Unbehagen mehr bereiten, sie verliert die Macht über uns und ist irgendwann gar nicht mehr da. Jedenfalls wird es keine Rolle mehr spielen, ob sie da ist oder nicht weil es keinen Unterschied macht, da wir durch die Liebe die wir für sie empfinden gelernt haben mit ihr umzugehen. Ein altes Sprichwort besagt, dass es die größte Kunst ist sich selbst zu besiegen - indem wir den negativen Gedankenschwall Lebewohl sagen und uns mit ganzem Bewusstsein wieder all jenen Dingen zuwenden die sich gut anfühlen und uns GLÜCKlich machen. 

Wir können es auch so drehen: Erst wenn unsere Trübe Trude merkt, dass wir unsere alte Größe, unser Licht - das was wir eigentlich sind - zurück gewonnen haben, kann sie gehen und uns ganz uns selbst und unserem wohlverdienten GLÜCK überlassen.