Eine wahre Epidemie der "Lerngrippe" war ausgebrochen, welche die einen besser, die anderen weniger gut wegsteckten. Ich muss gestehen, dass ich mich zu jenen unglücklichen Individuen zählen musste, die jener unliebsamen Krankheit besonders verfielen. Doch das Atmen fällt mir wieder leichter, der Schnupfen jedweder auswendig herab zu betenden "Jahreszahlen" und "Rechercheformen" ist abgeklungen. Ich sehe mich nun in der außerordentlich erfreulichen Position euch mitteilen zu können, dass mein Dornrösschenschlaf offiziell beendet ist. Eure Carrie Bradshaw des Glücks ist zurück, im Gepäck jede Menge gute Laune und Geschichten, die eure Herzen erwärmen, eure Gemüter erfreuen und eure Seelen beglücken werden!
Kaum hatte ich meinem Schreibtisch Lebewohl gesagt und damit auch alle "Lernwehwechen" hinter mir gelassen, packte ich meinen Koffer und fuhr in die Stadt meines Herzens: Hamburg.
Nun gibt es in einer solchen Stadt manchmal nichts Schöneres, als ein gutes Buch in einem Café! Selbstverständlich besticht die Hansestadt auch durch andere Attraktionen. In der Tat wäre an dieser Stelle eine ganz farbenfrohe Palette an Vergnüglichkeiten aufzuzählen.
Jedoch - manchmal, da muss man sich einfach vom Trubel der Menschen zurückziehen, hinab in das Reich der Gemütlichkeit, wo heiße Schokoladen, Kekse und komfortable Sessel bereitstehen. Oder in meinem Fall: "Ein großer Chai-Latte, Bitte!"
Die Verkäuferin hinter der Theke legte mitleidig ihre hohe Stirn in Falten und erwiderte freundlich "Gibt`s leider nicht mehr! Erst nächste Woche wieder!" Wie Bitte? Moment mal! Das konnte doch nicht sein! Wusste sie überhaupt wer ihr da gegenüberstand?! Ich habe einen Glücksblog, verdammt nochmal, jedes Pech ist unerwünscht!
Gerade erst war ich aus meinem Lernkoma erwacht, hatte über 600 Kilometer zurückgelegt und nun sollte mir mein Lieblingsgetränk verwehrt bleiben? Ich war entsetzt, auch wenn ich das nicht nach außen trug, denn meine Lippen hatten sich zu einem krampfhaften Lächeln verzogen. "Was habt ihr denn noch da?", sagte ich, sehr darum bemüht gelassen zu wirken. Die Dame hinter der Theke zuckte mit ihren Schultern, als wüsste sie nicht recht wo sie zuerst anfangen sollte. "Ähm-.", machte sie unsicher. "Also Chai, jedenfalls nicht!"
Großartig, Madam wusste meine Laune wirklich zu heben. Ich erwärmte mein Lächeln, da ich befürchtete, dass es in dem Moment eingefroren war, als die Verkäuferin es nicht lassen konnte mir die Tatsache ins Gedächtnis zu rufen, dass mein abgöttisch geliebter Chai erst in einer Woche wieder über den Ladentisch gehen sollte. "Okay, dann nehme ich einen frisch gebrühten Pfefferminztee!", sagte ich und ging etwa zwei Minuten später mit meinem dampfenden Getränk zu einem Platz am Fenster. Nachdem ich meine Lippen an den heißen Tee gesetzt hatte und das Schlimmste erwartete, wurde ich positiv überrascht, (denn tatsächlich dachte ich anfänglich, ich würde das Getränk voller Entsetzten mit einem hinausgespuckten "Pfffff!!!"zu meinen Tischnachbarn befördern). Es schmeckte vorzüglich! Ein Schuss Holunderblütensyrup gab dem Ganzen eine fast exotische Note. Wieder mit einem aufrichtigen Lächeln ausgestattet, holte ich Nicolas Barreau's "Du findest mich am Ende der Welt" aus meiner Tasche. Eine Freundin hatte mich auf den französischen Schriftsteller aufmerksam gemacht und ich war schon sehr gespannt, ob er mich genauso in den Bann ziehen konnte. Aber allein die Tatsache, dass er Geschichten schrieb, die sich in Paris zutrugen, machte ihn auf Anhieb sympathisch. Verträumt strich ich über den Buchrücken, als würde ich Nicolas Barreau höchst persönlich die Hand schütteln, als hätten wir uns hier getroffen, nur wie beide und die Geschichte die ihm auf den Lippen liegt und die er mir unbedingt erzählen möchte. Angetrieben durch den leckeren Pfefferminztee musste ich breit Grinsen, als der nächste Glücksfunke in meiner Seele explodierte! Denn das Buch spielte nicht nur in Paris, nein, es beinhaltete auch noch einen mysteriösen Brief aus dem 18. Jahrhundert, der von einer geheimnisvollen Verehrerin an den Protagonisten gerichet war.
Nun - was soll ich sagen - als ich dann bedacht die erste Seite aufschlug und das Papier schicksalsschwanger knisterte, verliebte ich mich. Ich verliebte mich in eine herrlich süße, leichte Komödie, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Auf einmal war ich nicht mehr in Hamburg, in dem kleinen Café, in dem es keinen Chai mehr gab (für eine Woche!!!) und an dem eingemummte Gestalten durch die eisige Kälte des Februars vorbei trotteten. Ich war in Paris. Es war ein lauer, federleichter Sommermorgen. Die Vögel zwitscherten, die Sonne kitzelte meine Nasenspitze, ich trug hohe Lackschuhe, ein Kleid von Coco Chanel, sowie eine Louis Vuitton über dem Arm und besuchte den Hauptdarsteller Jean-Luc in seiner Galarie. Und während ich da so stand und seine neusten Bilder bewunderte, brachte er mir mit einem Lächeln einen dampfenden Chai Latte um die Ecke.
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