Briefe. Briefe sind wie Tore, die uns einen
Einblick in die Seelen derer geben, die ihn verfasst haben. Der Weg der
Schrift ist, für mein persönliches Empfinden, eine sehr intime Art der
Kommunikation. Besonders im zeitalter elektronischer Verständigungsmethoden ist
viel von dem Zauber verloren gegangen, wie er vielleicht noch zu Jane Austens
Zeiten vorherrschte. Damals gab es für zwei getrennte Seelen kaum einen anderen
Weg, als den der Schrift, um erneut mit dem oder der Liebsten in tiefer
Verbundenheit zu verschmelzen. Endlich, nach viel zu langer Zeit des Wartens, hielt
man dann, angefüllt von freudiger Erwartung, ein cremefarbenes Pergament
zwischen den Fingern und die Berührung des gefalteten Papieres - Hach! - kam
einer zärtlichen Liebkosung gleich! Jedes Wort, das dort über vor
Erregung zittrige Lippen glitt, war wie die sanfte Berührung hunderter Küsse,
die sich auf die glühenden Wangen jener Lesenden legten. Freilich sind wir im
21. Jahrhundert mehr an das phantasiereiche "Anstupsen" via Facebook
gewöhnt und nehmen das dann als Gipfel aller romantischen Gefühle hin. Da
sind meine gerade zu skandalösen Behauptungen wahrscheinlich kaum
nachvollziehbar! Aber, geliebte Freunde, Ich möchte doch insistieren, dass sie
wahr sind! Wenn wir einen Brief schreiben, setzten wir uns intensiv mit unserem
Empfänger auseinander. Wir können nicht mal eben und ganz beiläufig auf einen
Knopf drücken - ein Brief erfordert ein ruhiges Umfeld und ein Herz, das
bereit ist eine Geschichte zu erzählen. Es hat sie gegeben, die großen
Briefeschreiber und ich bin sicher - man muss nur gründlich genug suchen - es
gibt sie immer noch! Ein Mann wird den meisten wohl stets eine Nasenlänge (im
wahrsten Sinne des Wortes) voraus sein: Cyrano de Bergerac. Die Erwähnung
seines Namens ist Anlass genug, um kurz aus einem seiner Briefe zu zitieren:
" ... Also
kann ich annehmen, daß ich anfing zu sterben, als ich begann, Sie zu lieben,
weil der Tod eine Trennung von Geist und Körper ist und weil ich in dem
Augenblick, als ich Sie sah, meinen Verstand verlor ...!"
Cyrano hatte nicht nur ein exorbitantes Riechorgan,
sondern auch ein großes Herz, welches die Sprache der Liebe nur zu gut herüber
zu bringen wusste. Tatsächlich sind mir wenige Briefe unter die Augen gekommen,
die sich an ähnlichen Sprach-Raffinessen bedienten. Dabei ist mein Wunsch in keinem
Fall, dass die Zukunft tausende von Bergerac-Klonen aus dem Boden stampft.
Fangen wir damit an, uns bewusster mit unseren Mitmenschen auseinander zu
setzten. Oberstes Ziel sollte dabei die Aufdeckung positiver Eigenschaften
sein, roter Faden die Wertschätzung, die wir diesen Personen entgegen bringen. Wer
mehr Glück in seinem Leben möchte, sollte mit dem anfangen, das schon da ist.
Und mein persönliches, kleines Glück war heute der Brief, den ich aus
meinem Briefkasten zog und dessen Worte mich so sehr berührten, dass ich
umgehend beschloss der ganzen Welt mitzuteilen, dass ein Brief, nicht nur
Bote neuer Nachrichten, sondern zweifelsohne auch Bote des Glücks sein kann.
In diesem Sinne - auf bald meine fleißigen Schreiberlinge.
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