Samstag, 14. Februar 2015

Einmal Liebe zum Mitnehmen, bitte!


Heute möchte ich euch eine kleine aber feine Geschichte erzählen - und das Beste an dieser Geschichte ist, dass sie wahr ist.

Stellt euch also eine gute Fee vor. Nicht mit Flügeln und in ein rosa Tüllkleid gehüllt, sondern eine echte, wahrhaftige gute Fee mit Jeans und T-Shirt. Auch wenn ich keine Cinderrella bin, empfinde ich doch Dankbarkeit darüber, dass ich das Vergnügen hatte, ihr die Hand zu schütteln - und Nein, sie bot mir daraufhin nicht an, mich in einer Kürbiskutsche und schicksalsbehafteten Glasschuhen zu einem pompösen Ball zu kutschieren. Wie schon gesagt, nicht alle Feen dieser Welt sind von einem funkelnden Glitzerschwarm umgeben und dirigieren mit einem ausladenden Zauberstab in der Luft umher. Es gibt heutzutage eben doch mehr in Jeans und T-Shirt - auch wenn selbst diese etwas schwer zu finden sind.

Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir die Augen offen halten und nach den Wundern des Lebens Ausschau halten … denn ehe wir uns versehen, stolpern wir schon in das schönste Abenteuer hinein, oder - wie in meinem Fall - in die nächste Geschichte, die wir dann mit der Welt teilen können.

Auch wenn es eine fast flüchtige Bekanntschaft war, die ich mit der Fee schließen konnte - und damit sicherlich nicht alle Farben und Facetten ihres Charakters kenne - möchte ich eine Eigenschaft, oder vielmehr eine Tat hervorheben, die mich besonders beeindruckt hat. Es ist etwas, was mir ein breites Lächeln auf die Lippen zauberte - und da Lachen ja bekanntermaßen ansteckend ist, dachte ich mir, ich lasse euch daran teilhaben.

Die Fee - okay, an dieser Stelle muss ich ihr unbedingt einen Namen geben, damit nicht weiterhin Bilder von kleinen glimmenden Wesen in Balettkleidung vor eurem inneren Augen daherschwirren!

NICOLE - und das ist sogar ihr richtiger Name - lebt in einem Teil von Hamburg, der nicht nur kultig ist, sondern leider auch nicht selten Schlagzeilen aufgrund von Unruhen und Krawallen macht. Die Rede ist vom nicht ganz unbekannten Schanzenviertel, das jedoch auch durch seine bunte Vielfältigkeit und reichlich Charm bestechen kann. Aber besonders an der roten Flora gab es wohl schon des öfteren einige Krawalle, von denen man nicht nur etwas mitbekommt wenn man in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt, sondern am nächsten Morgen davon in der Zeitung lesen kann. Aber so wie wir Menschen manchmal schlechte Tage haben, haben es wohl auch Stadtviertel. Und so kam es dort immer wieder mal zu Auseinandersetzungen, auf die ich jetzt jedoch nicht weiter eingehen werde, weil sie lediglich Motor und nicht Hauptgegenstand meiner kleinen Geschichte sind.

Motor? Ja - denn diese Unstimmigkeiten in der Bevölkerung verschafften unserer lieben Nicole Auftrieb. Und alles fing mit einer Nacht und Nebelaktion an, in der sie auszog, um das Fürchten zu lern- ähm, Moment! Das ist wohl das falsche Märchen. Aber ich finde diese Geschichte doch so zauberhaft, dass ich mir immer wieder wie bei den Gebrüdern Grimm vorkomme. Aber zurück zum Text: Ich meine natürlich - in der sie auszog, um Liebe zu verteilen.

Klingt jetzt vielleicht erstmal merkwürdig - schließlich wird man als junge hübsche Frau in der Nacht nicht einfach auf die Straße gehen können und jeden Dahergelaufenen in inniger Umarmung tröstende Worte ins Ohr wispern, ohne dass dieser auf falsche Gedanken kommt. Nein, unsere Nicole ließ sich etwas richtig geniales Einfallen:

Sie rief Abreißzettel mit der Aufschrift "Liebe - nimm dir so viel wie du brauchst" ins Leben, die sie immer genau dort aufhing, wo es gerade Unruhen gegeben hatte. Am nächsten Tag fuhr sie dann immer alles ab um zu sehen, ob man sich fleißig bedient hatte und wurde nicht enttäuscht: Die Abrisszettel waren immer leer.

Da die Nachfrage nach Liebe offensichtlich so hoch war, machte sie es sich zur Angewohnheit regelmäßig diese Zettel aufzuhängen und sich an dem Gefühl zu erfreuen, dass ihre "Liebe" offensichtlich auf so viel positive Resonanz stieß.

Sechs Wochen ging das so. Nicole schwärmte aus, hing die Zettel auf und am nächsten Tag fuhr sie alles in fleißiger Detektivarbeit wieder ab und erneuerte die Zettel an den Stellen, an denen es gebraucht wurde. Sie verriet mir sogar, dass sie irgendwann dazu überging, wildfremden Menschen einfach einen kleinen Zettel mit der Aufschrift "Liebe" in die Hand zu drücken.

Das wirft doch die Frage auf: sollten wir nicht alle immer eine Portion Liebe mit uns tragen, die wir bereitwillig mit anderen teilen können? Und ist Nicoles Aktion nicht ein tolles Beispiel dafür, die Liebe wieder mehr zu kultivieren - unserer Welt mit einem Lächeln zu begegnen und zu versuchen in der Dunkelheit nicht nur das Schwarz, sondern vor allem die Sterne zu sehen?

Nicole jedenfalls entschied sich nach den vorher bereits erwähnten sechs Wochen dazu, die "Liebe" in ihr eigenes kleines Glücksnest an der Osterstraße in Eimsbüttel ziehen zu lassen. An einem ganz charmanten Laden hängt dort jeden Tag eine ganze Reihe frischer "Liebe" die von allen Seiten begierig mitgenommen wird. Tatsächlich, war es gerade diese "Liebe", die mich auf ihr entzückendes Geschäft aufmerksam machte. Ich hob die Nase in die Luft, spitzte die Ohren, schärfte meine Augen … Ich witterte Glück … ich witterte ein neues Glücksnest.

Und als ich mich dazu entschieden hatte, die Türschwelle zu übertreten  … konnte ich gar nicht mehr aus dem Staunen herauskommen und entdeckte immer mehr und immer mehr, was einer Erwähnung Wert gewesen wäre … ich hätte Stunden dort verweilen können und vor dem Kamin einen Kaffee nach dem anderen trinken, bis mich Nicole mit einem freundlichen Lächeln darum bittet zu gehen,  da sie nun Feierabend machen möchte.

Aber das, meine lieben Glückspilze, ist eine andere Geschichte, die ich euch sehr bald in Places erzählen werde!

Einen wunderschönen Valentinstag! Nehmt eine Portion Liebe mit, bei allem was ihr heute anpackt.







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