Eine lange Zugfahrt mit zu wenig Schlaf und zu viel Zeit? Macht nichts! Ich schreibe!
Nürnberg – 4.50 Uhr. Wenn sich die Nacht ihr dunkelblaues
Gewand umgeworfen hat, bestickt mit einer Vielzahl kleiner Diamantensplitter, versteckt
hinter den dunstigen Schwaden eines fahlen Graus und begleitet von der sanften
Melodie eines schlichten Nieselregens,
die Welt fast lautlos, so leise, dass man Mäuse flüstern hört, kommt es
vor, dass ich mich in die Arme jenes säuselnden Nachtwindes wage der hinter der
Schwelle meiner schützenden Eingangstür mit eisigem Odem auf mich wartet.
Eingepackt wie ein kleines Kind, das Schlittenfahren gehen möchte, trete ich in
das schummrige Zwielicht hinaus und atme die feuchte Luft ein. Die Welt scheint
wie ausgestorben. Als ich anfange durch das mich umhüllende Dunkel zu laufen,
vernehme ich außer dem kontinuierlichen Wispern des Windes und dem sanften
Klatschen feinen Nieselregens nur meine dumpfen Schritte auf dem Asphalt.
Dies
ist keine normale Nacht. Ehrlich gesagt frage ich mich in diesem Moment wie
viele Edward Cullens gerade noch unterwegs sind und darauf warten sich auf
unschuldige Sterbliche zu stürzen. Denn es ist Halloween. Doch außer einem
kleinen Trüppchen sympathischer Ghostbusters, die kontinuierlich ihre Leitmelodie grölen und jeder vorbeilaufende Passant in den lustigen Singsang mit
einstimmt, ist wenig los in Nürnbergs Straßen, auch die Bahnhofstellen sind
nicht gerade ein Herd des Lebens um diese Uhrzeit. Es ist ja auch wirklich eine
unmögliche Zeit… 5.00Uhr inzwischen, aber das vertreibt die Müdigkeit in mir
auch nicht schneller.
Findet man doch
verstreute Individuen, die sich wie ich in dem nasskalten Antlitz der Nacht
verlieren, kann man die Wächter der Nacht leicht von denen des Tages
unterscheiden. Beginnen wir also mit den Frühaufstehern: Oft haben sie Koffer
in den Händen und wirken neben der frühmorgendlichen Zerstreutheit ziemlich
wichtig. Das liegt an ihrem abschätzenden Blick der alle Passanten in einem
Umkreis von vier Metern röntgt. Wahrscheinlich irritiert es sie, dass es noch
andere Menschen gibt, die sich um eine derartige Uhrzeit vor die Haustür wagen.
Mich zum Beispiel.
Neben jenen Anzugträgern, die konzentriert darauf zu achten
scheinen ja nicht müde auszusehen – aber vielleicht benutzen die Herrschaften
auch nur ein verdammt gutes Morgenpeeling – gibt es noch jene Personen von
denen man gar nicht genau sagen kann, ob sie gerade zur Arbeit gehen, nach
Hause fahren oder einfach nicht mehr schlafen konnten. Sie wirken
ausgeschlafen, aber auf diese unfassbare Art und Weise, dass man sich denkt:
okay, betrunken sind die nicht! Auf Reisen? Nein, kein Gepäck dabei … Zur
Arbeit? Hmmm … heute ist ein Feiertag. Am liebsten hätte ich meinen Olympus
gezückt und ein eingehendes Interview geführt. Aber – Nein Danke, wenn ich mich
selbst schon kaum gerade halten kann, wie soll ich dann mein Diktiergerät an
den Mund meines Gesprächspartners halten können?
Das Klischee als Letztes: es
gibt auch welche, die man besser an ihr Bett gekettet hätte: Fahle Haut, dunkle
Augenringe … naja, diese Menschen sind wahrlich nicht glücklich, mit mir in
einem Boot zu sitzen, die ich da zwar auch nicht gerade besser aussehe, meine müde
Fassade jedoch gut mit einem herzlichen Lächeln zu kaschieren weiß.
Und die
Wächter der Nacht? Hey, das ist ja wohl eindeutig: Die meisten unter ihnen
haben etwas gerötete Augen. Viel prägnanter ist jedoch die Tatsache, dass sie
sehr oft noch in Grüppchen herum torkeln und allesamt am Kichern sind, als
hätten sie eine Portion Lachgas zu sich genommen, außerdem umwölkt sie eine
leichte Alkohol-Fahne und würde man sie ansprechen brächten sie kein wirklich
vernünftiges Wort mehr hervor außer „Dadadadadada - GHOSTBUSTERS!“
Wirklich,
ich habe das mit meinen eigenen Ohren gehört und mit meinen eigenen Augen
gesehen. Es ist ein Wunder, dass mir das bei meinen flatternden Augenlidern und
dem unglaublich umständlichen Gepäck in meinen Händen überhaupt gelungen ist.
Aber lassen wir meine ganzen Ausschweifungen, eigentlich wollte ich euch nur
sagen: Ich hoffe ihr hattet alle eine lustige, unterhaltsame Halloween Nacht!
Ich bin nun erst einmal wieder in der Stadt meines Herzens – Hamburg.
Auf bald, Glückpioniere!
xx eure N
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