Aha. Gibt es hinter dem kleinen, rechteckigen
Bildschirm etwa eine Art virtuellen Kobold, der unheilvoll prophezeit: Wenn du
mir keine Aufmerksamkeit mehr widmest, setze ich die Tischdecke in Brand?
Man hätte vielleicht annehmen können, dass es sich
bei den beiden um Personen in meinem Alter handelt. Aber nein. Ganz und gar
nicht. Ich schätze sie auf Anfang fünfzig. Komisch eigentlich. Die sind
doch von einer ganz anderen Generation - einer Generation, die noch das
Vergnügen hatte mit dem "Echten" groß zu werden. Die sich noch durch
Schlamm wälzte und im Wald Räuber und Piraten spielte, Säbel und Schwerter aus
Ästen schwang, anstatt mit einem Wii Controller hin und her zu fuchteln. Aber
vielleicht ist das mit der Handysucht, wie mit einer neuen Grippe-Epidemie: Sie
hat nun auch diejenigen erreicht, die im
Kindesalter eigentlich dagegen geimpft worden sind.
Oh man. Das wird jetzt schräg. Handys schnell wieder her ... klein und glänzend zwischen ihre faltigen Finger. Schon habe ich das dringende Bedürfnis etwas zu sagen, den beiden Unbekannten
vorzuschlagen, dass es vielleicht besser ist, wenn sie sich nebeneinander setzen
und nicht gegenüber, denn dann könnten ihre Hände damit beschäftigt sein, sich
gegenseitig zu halten, anstatt sich gewohnheitsmäßig an Plastik zu klammern. Natürlich lasse ich
es. Wäre auch zu komisch. Und unhöflich noch dazu.
Trotzdem - ich muss fair sein! Schließlich sehe ich ja nicht, welcher Beschäftigung sich die beiden gerade widmen. Und es wäre schon sehr impertinent, würde ich mich nun ganz selbstverständlich von meinem Platz erheben und den beiden unverhohlen über die Schulter glotzen, nur um festzustellen, dass sie gerade ganz verbissen in eine Partie Candycrush vertieft sind oder sich bei "Quiz-Duell" gegenseitig an die Wand spielen. Auch wenn es mich in den Kniekehlen juckt, bleibe ich also sitzen.
Spätestens seitdem Instagramerin Essena O'Neill einige pikante Details aus der Social Media Branche öffentlich machte, ist das Thema neu aufgerollt: Sind wir nun wirklich schon so weit unserer Realität entrückt, dass wir uns über Like-Zahlen definieren und es vorziehen, uns anlächelnden Instagram Bildern ein Herzchen zu geben, anstatt über das Lächeln eines völlig Fremden auf der Straße in Begeisterungsströme auszubrechen?
Naja -
es müssen ja nicht gleich
Begeisterungsströme sein, aber meist sind wir ohnehin so auf den kleinen, flimmernden Bildschirm in unserer Hand fixiert, dass wir das Lächeln der Menschen um uns gar nicht mehr wahrnehmen. Die Farben, Formen des Lebens weichen den Farben und Formen, die sich auf Bildschirmen tummeln - von einer Seite des Bildschirmes zur anderen tanzen und gepaart mit klug gesetzten Werbeanzeigen eine Welt versprechen, in der alles möglich erscheint. Facebook und Co. liefern uns nämlich die Möglichkeit in unserer so sehr geliebten Komfortzone zu bleiben und vom Sofa aus gehässige Kommentare abzulassen, die unter dem Begriff "Hater" fast schon zum Trend geworden sind. Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass aus "Komfortzonen" nie etwas Außergewöhnliches geschaffen wurde? Es ist der Mut, über seinen Schatten zu springen … hinein in die echte Welt, um dort etwas zu kreieren, was unser persönliches Herz bewegt. Ironischer Weise halte ich es nicht für undenkbar, dass diese Welt, auch hier - im Netz - aufgebaut werden kann. Es hängt alles ganz von der Frage ab „definieren WIR unsere Welt auf den Bildschirmen, oder definiert SIE UNS?“
Begeisterungsströme sein, aber meist sind wir ohnehin so auf den kleinen, flimmernden Bildschirm in unserer Hand fixiert, dass wir das Lächeln der Menschen um uns gar nicht mehr wahrnehmen. Die Farben, Formen des Lebens weichen den Farben und Formen, die sich auf Bildschirmen tummeln - von einer Seite des Bildschirmes zur anderen tanzen und gepaart mit klug gesetzten Werbeanzeigen eine Welt versprechen, in der alles möglich erscheint. Facebook und Co. liefern uns nämlich die Möglichkeit in unserer so sehr geliebten Komfortzone zu bleiben und vom Sofa aus gehässige Kommentare abzulassen, die unter dem Begriff "Hater" fast schon zum Trend geworden sind. Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass aus "Komfortzonen" nie etwas Außergewöhnliches geschaffen wurde? Es ist der Mut, über seinen Schatten zu springen … hinein in die echte Welt, um dort etwas zu kreieren, was unser persönliches Herz bewegt. Ironischer Weise halte ich es nicht für undenkbar, dass diese Welt, auch hier - im Netz - aufgebaut werden kann. Es hängt alles ganz von der Frage ab „definieren WIR unsere Welt auf den Bildschirmen, oder definiert SIE UNS?“
Aber okay. Das muss ich jetzt schon zugeben. Wir
befinden uns hier auf einem Blog. Und vielleicht wird dem ein oder anderen auch
gerade bewusst, dass er sich just in
diesem Moment in meine bunte Cyber-Welt verirrt hat und bekommt direkt ein
schlechtes Gewissen.
Doch die wenigen Seelen, die hier einen Platz haben
- da bin ich mir sicher - haben sich bewusst dafür entschieden, sich
etwas gute Laune und Inspiration zu gönnen. Sie sind unerschrocken und voller Neugierde, wenn sie sich durch meinen ausschweifenden Text bis hier her gekämpft haben - in der Hoffnung von etwas zu lesen, was ihnen vielleicht sogar neue Denkanstöße liefert. Denn man muss doch einen Moment Inne halten und
sich bewusst machen, dass sicher nicht alle Blogger - ob auf Instagram oder
sonst wo - das Ziel einer Art Selbstdarstellung verfolgen oder gar darauf aus
sind fleißig Likes zu sammeln, um sich dann dadurch "besonders" zu
fühlen. Für diese Menschen wäre nämlich allein die Resonanz ausschlaggebend
dafür, wie sie ihre Inhalte gestalten. Sie richten sich nach den tausend Seelen
dort draußen, anstatt auf ihre eigene zu hören - deren Melodie jedoch ganz klar
und wunderschön ist, wenn sie sich nur die Zeit nehmen würden ihr einmal wirklich zuzuhören.
Womit wir wieder bei der Frage aller Fragen wären:
Wer definiert uns? Definieren wir uns selbst, durch das was wir einfach sind? Oder messen wir uns an dem, was
uns die Gesellschaft vorgibt, was auf Plakaten an Bushaltestellen hängt und
über die Bildschirme dieser Welt flimmert? Denn die Welt in uns und um uns wird
eine andere, wenn wir erst zu uns selbst und der Liebe in uns gefunden haben. Dann ist alles was wir anpacken und tun im Einklang
mit unseren Überzeugungen und Ansichten - der Weg dorthin? Er führt vielleicht vorbei an so manchen Social Media Plattformen, was auch völlig okay ist, wenn wir nur stets die Melodie unseres Herzens berücksichtigen, uns immer treu bleiben und uns nicht im Strudel der tausend Farben und Formen verlieren ...
Ich bin zurück in meinem Café. Ohne, dass ich es
gemerkt habe, haben die beiden Gestalten am Fenster angefangen eine rege
Konversation zu führen. Ich drehe meinen Kopf neugierig von meiner Schwarzwälderkirschtorte weg und schnappe einige Gesprächsfetzen auf, wie ein Kind, das dabei ist bunte Herbstblätter aufzufangen, die ihm vom Himmel her entgegen segeln. Ich erwische nicht alles, aber das was ich festhalten kann gefällt mir.
Es geht um den nächsten
Urlaub. Ah – mir geht ein Licht auf – dann diente das fleißige Starren auf jene kleinen Handybildschirme wohl dem Aufstöbern von passenden Unterkünften? Naja - ganz
genau werde ich es wohl nie erfahren, aber ich bin doch erleichtert, dass jetzt
wieder etwas mehr menschliche Nähe zwischen den beiden zu herrschen scheint. Ich muss Lächeln und mit einem leisen, zufriedenen Seufzen genieße ich mein letztes Stück Schwarzwälderkirschtorte.
PS: Vielleicht wundert euch die Wahl meiner Bilder etwas - ich kann es euch nicht verübeln, denn Katzen und "Pommfritten mit Schnitzel" passen nicht unbedingt zusammen.
Gut. Ich lüfte den Schleier, denn ich möchte euch sehr gerne verraten, warum ich gerade diese Bilder gewählt habe. Mit jedem einzelnen Bild verbinde ich etwas "Echtes" eine wunderbare Erinnerung, ein Gefühl, einen Geruch in der Nase, einen Geschmack im Mund, ein Geräusch, eine Melodie - denn Fotos sind nicht nur dafür da, um andere zum Staunen zu bringen. In erster Linie frieren sie doch für jeden ganz individuell besondere Augenblicke für die Ewigkeit ein. Und am Wichtigsten dabei ist: Der Augenblick ist es der zählt und nicht so sehr das Bild, das am Ende dabei herauskommt.
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