Freitag, 13. November 2015

Topolinos Geheimnis


Mein Kater hat ein Geheimnis - selbstverständlich weiß ich nicht, was für eins, sonst würde ich es ja wohl kaum ein Geheimnis nennen. Doch manchmal gibt es diese Momente, in denen er mich einfach nur mit seinen riesigen gelben Augen ansieht und ich kann ahnen, dass er gerade darüber nachdenkt. Vielleicht überlegt er auch, ob er es mir sagen sollte, erinnert sich dann aber ziemlich rasch daran, dass ich seine animalischen Laute ohnehin nicht verstehen kann. Dummer Mensch. Wir fliegen zum Mond und solche Sachen und ich verstehe es gerade Mal, wenn Topolino etwas zu Essen haben möchte ... oder eine Rückenmassage. Aber wie das wohl mit fast allen Geheimnissen dieser Welt ist - ich bin äußerst erpicht darauf es zu lösen!

Ich glaube nämlich, es hat etwas mit Topos Gelassenheit zu tun. Also warum er so gelassen ist. Klar - könnte auch daran liegen, dass er 16 Stunden am Tag schläft und deshalb nur aus der Ruhe kommt, wenn ihn ein sabbernder Hund weckt. Dann ist Schluss mit Gelassenheit. Aber so richtig. Dann schießt mein Topo auf den nächsten Baum, als hätte er einen Feuerwerkskörper verschluckt. Aber das passiert ziemlich selten und deshalb ist mein kleiner dicker Kater die meiste Zeit über eben eher gelassen. 

Natürlich - da gibt's noch ein paar andere Ausnahmen. Wenn er Hunger hat. Oder wenn er etwas gefangen hat ... eine kleine Maus zum Beispiel. Dann brüllt er derart laut durch die Gegend, als hätte er einen Elefanten erlegt. Kleine Maus. Das könnte missverstanden werden. Zumindest von denjenigen, die sich der italienischen Sprache bedienen können und wissen, dass Topolino übersetzt "Kleine Maus" heißt. Selbst da ist er gelassen geblieben - ich meine, als er seinen Namen das erste Mal vernommen hat. Ist ja bestimmt nicht Katers erste Wahl "Kleine Maus" gerufen zu werden. Lieber "Rambo, König" oder "Pharao". Aber Topo blieb - wie gesagt - gelassen. Vielleicht kann er nicht anders ... aber ich glaube, es hat doch mit diesem Geheimnis zu tun, mit dem er einfach nicht rausrücken will. 

Ich bin mir absolut sicher: würde ich dieses Geheimnis kennen, würde ich das "Prinzip der Gelassenheit" sowohl auf mich selbst und damit auch auf andere Menschen anwenden können. Mit Schnurren habe ich es schon versucht. Das klappt nicht so gut. Fühlt sich an, als würde ich mein Mittagessen wieder hoch würgen oder eine Erkältung bekommen. Ziemlich anstrengend also. 

Topo grunzt auf. Er hat den Kopf gehoben. Ich habe mal wieder versucht zu Schnurren und er ist sichtlich irritiert von meinen bemitleidenswerten Würgelauten. Sein Blick hält mich fest, natürlich sieht er mal wieder äußerst gelassen aus. Ich beschließe mich zu erheben und lege mich neben ihn auf den weichen Teppichboden. Ich glaube, heute kriege ich noch keine Antwort ... aber fürs erste versuche ich es mal mit 16 Stunden Schlaf. Mal sehen ob es was hilft.













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